Fliegen
Nach einem Hubschrauberflug über das Saarland im Mai 1997, zu dem mich ein Bekannter eingeladen
hatte, erwachte bei mir ein alter Kindheitstraum, nämlich der vom Fliegen. Beruflich war ich in dieser
Zeit auf einem Höhepunkt und konnte mir sowas endlich leisten. Ich verabredete mich mit Thorsten
Pietkiewicz, den man damals vor allem als Hörfunk-Moderator des Saarländischen Rundfunks kannte.
Was die wenigsten wußten: er war im Hauptberuf eigentlich Verkehrs-Pilot und Fluglehrer.
Es war „really phantastic“: einfach mal aus dem
normalen Leben raus und was ganz anderes tun:
am frühen Morgen zwei Stunden Praxis im Flugzeug
(morgens ist das Wetter noch ruhig, nachmittags gibt
es oft heftige Gewitter… da wurde dann eben die
Theorie gebüffelt (meist bei „Denny‘s“, einem Diner).
Links meine coole Fluglehrerin Sandra, die nur bei
meinem ersten Alleinflug etwas Panik bekam: ich sollte
drei Platzrunden fliegen, jeweils landen und wieder
starten, sie stand unten mit Funkgerät, um mir beizu-
stehen. Kaum war ich in der Luft, fiel ihr Funkgerät
aus. Zum Glück merkte ich das nicht, wunderte mich
nur über die Stille: „super, hat wohl nix zu bemängeln!“
Bei meiner Frage nach einer Flugausbildung riet
er mir zunächst ab: in Deutschland sei das kaum
möglich, wenn man so wenig Zeit wie ich hat: jede
Woche eine Stunde, bei schlechtem Wetter auch
nicht, da lernt man nix… Wenn, dann sollte ich nach
Florida gehen und meine Ausbildung dort machen.
Gesagt getan: nachdem ich mich zwei Monate mit
einem Video-Theorie-Kurs gequält hatte, gings ins
sonnige Florida: und nach drei Wochen und drei
Tagen hatte ich meine Lizenz (August 1997). Es war
ja auch eine gute Schule: immerhin hat einer der
9/11-Terroristen dort gelernt, die anderen drei in
der benachbarten Flugschule am gleichen Ort… das aber erst ein paar Jahre nach mir.
- im verschlafenen Venice an Florida‘s Westküste.
Florida ist ein Traum für alle Flieger… ich liebte die „Solo-X-Countries“ im zweiten Teil meiner Ausbildung:
Obwohl ich noch keine offizielle Lizenz hatte, durfte und musste ich - mit speziellem Flugauftrag -
als „student pilot“ kreuz und quer durch Florida fliegen und mal hier und mal da landen… Sandra wartete
stets leicht angespannt auf meine Anrufe… hier Bilder von dort, auch aus anderen Flieger-Urlauben:
Hier der „Punta Gorda Airport“ (Port Charlotte, FL),
KPGD, wo meine Prüfung stattfand… unter einem
ziemlich berüchtigten Prüfer: Joe Sable - ehemaliger
Kampfpilot in Vietnam! Na dann mal „Happy flying!“
Aber: geschafft! Vor allem dank eines Manövers, als
von irgendwo rechts oben ein Flieger auftauchte, der
da garnicht hingehörte, und ich spontan nach links
unten in den Sturzflug ging… das schien ihm zu
imponieren!
Der ersehnte Schein: weltweit und lebenslang gültig.
Man muss nur alle zwei Jahre ein sog. „biennal“
(Zweijähriges) in einer Flugschule absolvieren:
ein paar Stunden, etwas Theorie („ground school“)
und einen Prüfungsflug bei einem Flug-Lehrer
2001:
Hier ein paar Impressionen eines Fliegerurlaubes in Arizona (Prescott, AZ) für ein „biennal“, samt herr-
licher Rundflüge durch Arizona sowie einem tollen Flug über dem Grand Canyon!
Hier würde ich so gerne noch ein paar Fotos reinstellen von
einem anderen Urlaub in San Francisco. Da flog ich (mit einem
Fluglehrer zur Sicherheit) von Palo Alto über die Sierra Nevada
zum Lake Tahoo, zurück über die Weinberge von Napa-Valley,
dann direkt über die Golden Gate Bridge, über Alcatraz und schließlich über downtown San Francisco…
unbeschreiblich. Nur leider sind die Fotos (noch auf Celluloid) verschollen *heul* - die Erinnerung bleibt.
In Deutschland erweiterte ich 2002 meine amerika-
nische Lizenz dann mit der deutschen (noch eine
Prüfung in Luftrecht und eine Funkprüfung plus
Prüfungsflug), da ich einen deutschen Ultraleicht-
Schein haben wollte. Den machte ich dann auch
… und zu guter Letzt versuchte ich mich noch im
Gleitschirmfliegen, musste das aber aufgrund
gesundheitlicher Probleme wieder einstellen.
Ich werde oft gefragt, ob ich noch fliege, aber das verneine ich. Zwar könnte ich meine amerikanische Lizenz
aktivieren, gesundheitlich bin ich auch wieder fit (das würde mir auch der Fliegerarzt bestätigen), aber
mir fehlt einfach die Routine. Dafür fliege ich immer wieder mal gerne im Urlaub, aber stets mit einem
„Safety Pilot“ und freu mich dann wie ein Kind, wenn ich noch eine halbwegs gute Landung hinbekomme…
so wie es der phantastische amerikanische Autor und Flight-Instructor Rod Machado beschreibt:
„always land as softly as a butterfly with sore feet!“